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Unsere Schule in den Sechzigern

1960
Acht Eltern gründeten im März den Verein der Eltern und Freunde des Gymnasiums Sulingen. Vorsitzender wurde Alfons Gerbers.

1961
Großer Bahnhof

Als das Jahr begann, interessierte sich ganz Sulingen für den neuen Bahnhof – vor allem aber die Fahrschüler des „Gymnasiums im Entstehen“, die aus Bassum morgens in nur 22 Minuten mit dem Eilzug und aus den Richtungen Nienburg, Rahden und Diepholz jeweils mit dem roten Schienenbus eintrafen. Die Empfangshalle des Sulinger Bahnhofs in Kubusform hatte eine komplett verglaste Südseite und war mit einem überdachten Gang mit Zeitungskiosk und Vitrinen mit der Gaststätte im Bungalow-Stil. 
Nach dem Probeunterricht stand fest, dass das Gymnasium zu Ostern eine 5. Klasse mit 37 Schülern einrichten würde. Die Mittelschule nahm 68 Kinder in zwei Klassen auf. 
Noch gab es Winter-Bundesjugendspiele, die meist im März als Vierkampf durchgeführt wurden: Die Schüler turnten an Reck und Barren sowie auf dem Boden und sprangen über den Bock. Die Mädchen zeigten Gymnastik mit dem Seil, die Jungen mussten sich ans Reck schwingen. 

Feier für die Fünfte
Erstmals nahm das Gymnasium seine 5. Klasse in einer Feierstunde in der Pausenhalle auf. Schulchor und Orchester unter der Leitung Siegfried Sachtleben sorgten für den musikalischen Rahmen, Schulleiter Oberstudienrat Otto Lembcke für die passende Worte. Die besten Köpfe sollten am Gymnasium miteinander in Wettbewerb treten, meinte er. Fleiß und Pflichterfüllung seien selbstverständlich. Seine schule strebe echte Bildung an, die den ganzen Menschen erfasse und präge, so der Direktor. Acht Jahrgänge in acht Räumen wurden mit Beginn des Schuljahrs 1961/62 unterrichtet. Eigentlich müssten elf Klassen gebildet werden, sagte Lembcke, aber dafür fehlten fünf Lehrkräfte. Die Folge seien hoffnungslos überfüllte Klassen. Sein Ziel, so Lembcke, seien der baldige Bau des dritten Traktes und der ebenfalls dringend benötigten Turnhalle.

Spendable Eltern
Vorsitzender Alfons Gerbers teilte mit, bisher habe die Schule 5000 DM vom Verein der Eltern und Freunde des Gymnasiums; weitere 2500 DM für eine bessere Ausstattung würden folgen. „Es geht eine helle Flöte“ hieß das Schlusslied der Aufnahmefeier, die Schüler gingen in ihre Klasse, ihre Eltern besichtigten das Gebäude. 
Im Juni konnte wich Almut Brokate aus Sulingen über den 2. Preis in einem Mal- und Zeichenwettbewerb des „Kuratoriums Unteilbares Deutschland“ freuen. Ihre Arbeit war unter den besten von über 17000 Beiträgen. Die Unterprimanerin (heute 12. Jahrgang) wurde zur Preisverleihung am Tag der deutschen Einheit (damals der 17. Juni zur Erinnerung an den Volksaufstand in der DDR 1953) nach Hannover eingeladen.

Bass und Bagger
Bis in die Nacht vor den Sommer-Bundesjugendspielen Ende August hatte es in Sulingen in Strömen geregnet, doch der Sportplatz im Bürgerpark war benutzbar, obwohl es weiter nieselte. Die Mädchen waren dieses Mal erfolgreicher als die Jungen. Beste Sportlerin war Liesel Westermann, die 91 Punkte erreichte.
Ende Oktober rückte ein Bagger an, um auf dem noch unbebauten Grundstücksteil den Keller für den dritten Klassentrakt auszuheben. 
Ende November war die Pausenhalle des Gymnasiums Schauplatz eines Sinfoniekonzertes des Kreisorchesters Diepholz-Vechta und mehrere Chöre. Als Solist wirkte Studienrat Wilhelm Lindemann (Bass) mit. 
Für „eine besinnliche Stunde“ (Sulinger Kreiszeitung) sorgten Siegfried Sachtleben und seine Schüler beim Weihnachtskonzert in der evangelischen Kirche. 

1962
Richtfest und Reife

Ende Januar war der Rohbau des Neubaus soweit, dass Richtfest gefeiert werden konnte. 
Von 38 angemeldeten Schülern schafften 34 die Hürde des Probeunterrichts. Kritik an dem Verfahren wies Schulleiter Lembcke öffentlich zurück. Es sei „ausreichend“ und besser als die Alternative Probejahr. 
Erfolgreich war die 9. Klasse mit Studienrat Wilhelm Lindemann beim Schulsparwettbewerb. Sie belegte mit einer durchschnittlichen Sparsumme von 48,17 DM einen 4. Platz auf Kreisebene. 
Premiere hatte am Gymnasium Sulingen das Vorabitur, der erste Abschnitt der Reifeprüfung. Alle Schüler der 12. Klasse schrieben eine Mathematikarbeit, ein Teil von ihnen musste in die mündliche Prüfung. Dafür entfiel das Fach im letzten Schuljahr. Außerdem war die praktische Sportprüfung fällig. „Körperliche Grundschulung“, Turnen an Geräten und auf dem Boden sowie gymnastische Bewegungsaufgaben der Mädchen waren Pflicht. 

Einbruch
Ein 16-jähriger Maurerlehrling drang Mitte März nachts in das Gymnasium ein. Er schlug ein Fenster ein und durchstreifte das Gebäude mit einer brennenden Kerze in der Hand. Aus den Toiletten nahm er Handtücher, auf denen er sich im Keller unter Schulmöbeln ein Lager einrichtete. Nach Einbrüchen in weitere Schulen nahm die Polizei den Täter Ende März fest.
Zu beginn des neuen Schuljahrs teilte Schulleiter Lembcke mit, nun sei der Aufbau der Schule abgeschlossen, das erste Abitur stehe bevor. 12 Klassen seien genehmigt, doch noch immer fehle es an Lehrern. In der Mittelstufe wurde die Pflichtstundenzahl erhöht. Ab Klasse 9 können die Schüler jetzt Französisch hinzu wählen. Es bleibe bei Latein als 2. Fremdsprache ab Klasse 7. 

Vollanstalt
Die Absicht die 7. Klasse zu teilen, habe sich nicht verwirklichen lassen. Nur durch Mehrarbeit der Lehrkräfte habe der Unterricht erteilt werden können. Oberstudienrat Lembcke dankte dem „schulfreudigen Schulträger“ für seine Entscheidung, eine Turnhalle für das Gymnasium zu bauen. Die Bezeichnung „Gymnasium im Entstehen“ könne entfallen. Er habe über den Landkreis bei der Bezirksregierung bereits einen solchen Antrag gestellt, da nunmehr die 13. Klasse eingerichtet sei. Damit sei die Schule eine „Vollanstalt“. 
Am 16. April war es soweit: Jetzt hieß die ursprüngliche „Oberschule“ offiziell „Gymnasium Sulingen. Neusprachliches Gymnasium für Jungen und Mädchen“. 

Ganz entzückend
Auf der Mitgliederversammlung des Vereins der Eltern und Freunde gab es neben dem Bericht des Vorstands und einem Dank des Schulleiters viel Musik. 8300 DM machten die Eltern für die Sammlungen in Physik, Chemie und Musik locker. Insgesamt, so Vereins-Chef Gerbers, zugleich Vorsitzender des Elternrats, hätten die Eltern bereits 11500 DM zusammengetragen.
Hans Müller, Redakteur der „Sulinger Kreiszeitung“ über das Musikprogramm: „Ganz entzückend waren zwei Tänze von Beethoven, die von einem Blockflöten-Quartett mit Gitarren-Begleitung sauber vorgetragen wurden. Mit sichtbarem Vergnügen bot die Klasse 7, die auch die Instrumente selbst besetzte, den lustigen „Bergschen Fuhrmann“.

Impulse
Noch umfangreicher war das Instrumentarium, dessen sich die Klasse 6 bediente, als sie ganz modern einen englischen Text interpretierte. Der kleine Bassist verschwand ganz hinter seinem großen Instrument. Beides war schönes, ursprüngliches Musizieren.“ Auch der Chor „fand noch zu ansprechenden Leistungen“. Sachtleben strahle bemerkenswerte Impulse aus, lobte Müller den Musiklehrer. 
Im Juni trafen sich die Fußballmannschaften des Sulinger Gymnasiums mit denen der Diepholzer Graf-Friedrich-Schule. Die Oberstufe gewann mit 4:3, die Mittelstufe verlor 0:5. 
Im September nahmen Sulinger Gymnasiasten erstmals an den Grenzlandwettkämpfen in Lingen teil. Liesel Westermann schaffte zwei Bestleistungen im 75-Meter Lauf, im Weitsprung und beim Schleuderballwurf. 
Mitte Dezember lud das Gymnasium zu einer weihnachtlichen Feierstunde in die evangelische Kirche ein.

1963
Mit Fackeln, Zylinder und Musik

Alle Schüler der Klasse 13, fünf Mädchen, 17 Jungen, wurden zur Reifeprüfung zugelassen. Mitte Januar schrieben sie ihre Klausuren in Englisch, Latein oder Französisch. Ende Februar stand fest, dass alle das Abitur bestanden hatten. Den Vorsitz bei der Reifeprüfung führte Dezernent Dr. Fechner vom Niedersächsischen Landesverwaltungsamt – Abteilung Höhere Schule. 
Der erste Abiturientenjahrgang des Gymnasiums Sulingen feierte öffentlich: Mit Fackeln und Zylinder kletterten sie auf zwei Pferdewagen und fuhren durch die Stadt, begleitet von der Polizei und der Kapelle der Märkischen Kabelwerke. 

Schwamm drüber
Die Wagen waren mit Transparenten geschmückt: „Wer recht uns peitscht, den lernen wir verehren“ beteuerten die Abiturienten nach Adalbert von Chamisso; „Schwamm drüber“ hieß deutlich schlichter am Heck des zweiten Wagens. Erstes Ziel der Kolonne war die Wohnung des Schulleiters, Oberstudienrat Otto Lembcke am Schwafördener Weg. Klassensprecher Knut Teske hielt eine Dankesrede, man trank sich mit Bier freundlich zu und nach einem dreifachen Hoch auf Lembcke ruckten die Pferde wieder an. 
Die „Sulinger Kreiszeitung“ berichtete: „Dasselbe Zeremoniell wiederholte sich mit ungetrübter Beschwingtheit an fünf, sechs Stellen der Stadt vor einem stets wechselnden Publikum, das so in die Freude der ersten Sulinger Abiturienten einbezogen wurde. Als auf dem Schulhof dann die Fackeln zusammengeworfen worden waren, erklang nochmals das alte (Studenten)Lied „Gaudeamus igitur...“. 

Latein noch hoch im Kurs
Latein stand damals im Gymnasium noch hoch im Kurs, denn in der Sprache der alten Römer eröffnete Schulleiter Otto Lembcke Anfang März die feierliche Ausgabe der Reifezeugnisse– aus gutem Grund: Mit diesen Worten begann die Abiturklausur, mit der alle Schüler das Große Latinum erworben hatten. Studienrat Joachim Hildebrand führte seine Klasse, die „Abiturientia“, wie es damals hieß, an ihren Platz in der Pausenhalle. 
Lembcke wies in seiner Rede darauf hin, das Abiturzeugnis sei keine Bescheinigung der Reife an sich, sondern eine Aufforderung, sich im Leben als reif zu bewähren. Als erstrebenswerte Tugend bezeichnete Lembcke die Geduld. Sie berge „freudigen Mut“ und die Kraft zum Durchhalten. 

Bootsfahrt Schule
Bürgermeister Rudolf Eickhoff feierte das Abitur als Freudentag für ganz Sulingen. Abiturientensprecher Teske verglich die Schulzeit mit einer Bootsfahrt. Nun sei der Punkt erreicht, wo der Fluss ins Meer münde, wo die Fahrt nicht mehr so ungestüm wie bisher verlaufe. Das Zeichen der Reife sah Teske in der Fähigkeit nüchtern die eigene Position zu ermitteln. Immer solle man Mensch bleiben mit Würde und Stolz. Teske dankte den Lehrern, die Bildung mit innere Überzeugung vermittelt hätten. Der Abiturball wurde im Hannoverschen Hof gefeiert.

Allzeit treu bereit
Vor dem Tag der deutschen Einheit am 17. Juni brachten Sulinger Gymnasiasten auf ihren Fahrrädern die Fahnenstafette des Kuratoriums Unteilbares Deutschland nach Nienburg. Die Parole hieß „Allzeit treu bereit für unseres Volkes Einigkeit“.
Ende August veranstaltete das Landesjugendpfarramt im Gymnasium eine christliche Schulwoche. Pastor Gerhard Isermann und Vikarin Almut Nienhüser hielten Morgenandachten, besuchten die Klassen und hielten nachmittags im Klubzimmer des Hotels „Zur Börse“ Sprechstunden ab. Zusätzlich gab es eine Vorstellung des Bremer Zimmertheaters, einen Vortrag über „Unsere Kinder in der Reifezeit“ und Abschlussgottesdienste am Sonnabend in der evangelischen Kirche. Die Veranstalter zeigten sich von den Sulinger Gymnasiasten „positiv überrascht“. Sie seien diskussionsfreudig gewesen und hätten auch die Sprechstunde besucht. 

1964
Mitte Dezember wurde Wilhelm Lindemann rückwirkend zum 1. Oktober zum Oberstudienrat und ständigem Vertreter des Direktors ernannt. 

1965
Neue Regeln für das Abitur

Erstmals lief das Abitur nach der Saarbrücker Rahmenvereinbarung der Kultusminister ab. Nicht wie bisher in 13, sondern nur noch in sechs Fächern wurde geprüft. Klausuren schrieben die Abiturienten in Deutsch, Englisch und Latein, einige auch in Französisch. Mündlich geprüft wurden die vier schriftlichen Fächer und Gemeinschaftskunde sowie ein weiteres Fach, an dem der Schüler in den letzten beiden Schuljahren teilgenommen hatte. In Frage kamen dafür Religion, Musik, Kunst und ein Wahlpflichtfach, in Sulingen Physik, Chemie oder Biologie. Neu geregelt wurde auch die Sportprüfung. Die ganze Klasse musste vor der Prüfungskommission ihre Können im Geräteturnen, bei Bodenübungen und im Mannschaftsspiel nachweisen.

Erste Hilfe
Ende Januar wurde eine Klasse zum Lazarett: Studienrat Hans Wunschik, hatte als Ausbildungsleiter einen Erste-Hilfe-Kurs mit Experten organisiert. 31 Schüler erhielten nach zehn Doppelstunden Unterricht und einer Abschlussübung eine Teilnehmer-Urkunde.
Wer hätte das gedacht: Immer wieder unterbrach der Frost die Arbeit beim Bau der Sporthalle, so dass es nicht ganz so flott voran ging wie angekündigt. 
Ende Februar stand fest, dass alle 13 Schüler ihr Abitur bestanden hatten. Klassenlehrerin war Studienrätin Margret Galad.
Feier
Ende März besichtigte das Lehrerkollegium zwei Bauernhöfe in Schwaförden und Brümmerloh und diskutiere anschließend in Varrel mit jungen Landwirten über aktuelle Fragen.

1966
Kein Schulbus

„Mit dem deutschen Aufsatz“ habe der schriftliche Teil der Reifeprüfung meldete Mitte Januar die „Sulinger Kreiszeitung“. In den nächsten Tagen folgten die Klausuren in Englisch, Latein und Französisch.
Leser „L.“ aus Scholen schrieb der „Sulinger Kreiszeitung“. Auf ihre Frage, was „in Stadt und Land Sulingen“ fehle: „Da sollen nun möglichst viele Volksschüler in weiterführende Schulen nach Sulingen geschickt werden, aber es geht kein Schulbus. Nur Eltern mit Auto opfern bei Schlechtwetter die zeit und fahren ihre Kinder dorthin. Die anderen müssen auf der gefährlichen B 61 mit dem Rade fahren. Die letzte Hoffnung, zu einem Schulbus zu kommen, bleibt immer noch die Eröffnung einer Sonderschule in Sulingen. Erst dann können auch mehr kluge Kinder vom Dorfe weiterführende Schulen in Sulingen besuchen.“

Kein Schild
Eine weitere Kostprobe der Defizite, wie sie das Heimatblatt ermittelte: „Kürzlich fragte mich auf der Schmelingstraße eine Frau nach dem Gymnasium. Ich wies ihr den Weg mit den Worten: ‚Gehen Sie 300 m geradeaus, dann sehen Sie rechts den Bau des Gymnasiums.’ Nach etwa 10 Minuten sah ich dieselbe Frau oben am Bahnhof. Sie kam auf mich zu und bekannte leicht verlegen, dass sie das Sulinger Gymnasium nicht gefunden habe. Ich setzte sie kurzerhand in mein Auto und fuhr sie hin. Was also dringend fehlte ist ein Wegweiser, der in Höhe des Turnhallen-Neubaus hinweist auf den Eingasweg zum Baukomplex des Sulinger Gymnasiums. Fremde werden sonst noch oft am Sulinger Gymnasium vorbeilaufen. Und das war doch eigentlich wohl nicht der Sinn dieses Neubaues!“, meinte G. aus Sulingen.

Wintersport in Kuppendorf
Ende Januar war ein Ausflug einer Gymnasial-Klasse in die Kuppendorfer Berge einen Bericht wert. Mit Rodelschlitten seien sie losgezogen, berichtete Hans Müller, die kunstgerecht in einem Bus verstaut worden seien. „Einen fröhlichen Tag mit Wintersport“ und „viel Freude“ hätten sie dort verbracht, „wie die Eltern versicherten“. Und weiter hieß es: „Man sah sogar einen Ski-Läufer.“
„Staatsbürgerkunde aus erster Hand genossen die Jungen und Mädchen der Klasse 12“ im Februar im Plenarsaal des Landtages in Hannover. Die Lehrkräfte Buck und von Sternburg begleiteten die Schüler zwei Tage in die Landeshauptstadt. Eingeladen hatte der Landtagsabgeordnete Richard Ey von der CDU auf Kosten der Steuerzahler.

Tolles Thema
Besuche im NDR-Funkhaus, eine Stadtrundfahrt, spannende kommunalpolitische Diskussionen über Bevölkerungsrückgang und U-Bahnbau und nicht zuletzt das spannende Thema „Polizeirechtliche Belange wie die Dienstpostenbewertung“ festigten und vertieften laut Lokalpresse „das im Fach Gemeinschaftskunde Erarbeitete“.
Ab 22. August verfügte das Gymnasium über eine eigenen Sporthalle. Sie maß 36 mal 18 Meter und besaß im Osten eine zeittypische Wand aus Glasbausteinen.

Jubel für Liesel
Anfang September empfing die Stadt Sulingen die Europa-Vizemeisterin im Diskuswurf Liesel Westermann nach der Rückkehr aus Budapest. Zu den Gratulanten gehörte auch Oberstudiendirektor Otto Lembcke. Er „bekannte seien Freude, dass die Schule, vertreten durch den Direktor, den ehemaligen Klassenlehrer, Oberstudienrat Lindemann du die frühere Sportlehrerin, Frau Döring, zu einer früheren Schülerin komme – ‚und keiner schlechten’ –um zu einem so herausragenden Erfolg zu gratulieren. Aus den Händen ihrer früheren Lehrer nahm Liesel Westermannn Blumen und ein Geschenk entgegen. Knut Teske, Sprecher der ersten Sulinger Abiturientia, überreicht im Auftrage der Mitschülerin im Auftrage seines Onkels, des Bundestagsabgeordneten Dr. v. Nordenskjöld, Blumen und eine Aufmerksamkeit des Ehemaligen-Vereins. Mehrere Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums schlossen sich seinen Wünschen an.“ (Originalton „Sulinger Kreiszeitung“)

Drehorgel statt Blaskapelle
Wegen des Kurzschuljahres, das am 30. November endete, fand das mündliche Abitur bereits Mitte September statt. Die Klausuren wurden ab Mitte August geschrieben. 15 Schüler schafften das Abitur.
68 Jungen und Mädchen wurden für das kommende Schuljahr am Gymnasium am 1. Dezember für die 5. Klassen angemeldet. Ostern waren es 53 gewesen. Der „Aufnahme-Ausschuß“ entschied über die künftigen Gymnasiasten. 
Die „Abiturientia 1966/2“ gingen anders als ihre Vorgänger nicht mit Fackeln sondern mit Petroleumlampen auf die Stadtrundfahrt zu den Mitgliedern des Lehrerkollegiums. Die Blaskapelle ersetzten sie durch eine Drehorgel und den Trecker durch ein Pferdegespann. Am Planwagen prangten Plakate mit dem Beatle-Titel „I feel fine“, „It’s been a hard day’s night“. Gespielt wurden „Alte Kameraden“ und „So ein Tag, so wunderschön wie heute“. 
Als Zeremonienmeister fungierte Abiturient Friedrich Strecker aus Scholen, sein Assistent war Klassensprecher Rolf Wiegmann aus Strange.

Abiturientenquote 9,6 %
Wesentlich ernster ging es ein paar Tage später bei der Entlassungsfeier in der Pausenhalle zu. „Ihr Leistungswille ist das sicherste Fundament für Ihren künftigen Lebensweg und ihren späteren beruf“, rief Schulleiter Otto Lembcke den Abiturienten zu.. Lembcke wies darauf hin, dass seit 1962 die Abiturientenquote von 6,8 % auf nunmehr 9,6 % eines Jahrgangs angestiegen sei. Der Vorsitzende des Elternrates Alfons Gerbers verabschiedete die Abiturienten mit der Mahnung „Wohl dem, der will, was er muß.“

1967
Raumnot und Lehrermangel

Im Januar löste Curt Claus Vocke Alfons Gerbers in seinem Amt als Vorsitzender des Elternrates ab. Auf der Wahlversammlung kündigte Schulleiter Lembcke an, das Gymnasium entwickle sich „zu einer zweizügigen Vollanstalt“. Für da laufende Kurzschuljahr habe die Behörde 15 Klassen genehmigt, für das Schuljahr 1967/68 17. Diese Entwicklung sorge für Raumnot, so Lembcke, der andeutete es werde bald gebaut. Diskutiert wurde auch der anhaltende Lehrermangel.

Neubau
Ende Februar beschloss der Kreisausschuss vier neue Klassenräume für das Gymnasium zu bauen. Begründet wurde dies mit der sich abzeichnenden Einschulung von zwei bis drei 5. Klassen. Bis zur Fertigstellung des Baus werde Schichtunterricht erforderlich sein, kündigte der Schulleiter an. 
Ab April halfen an jedem zweiten Sonntag 16 Schülerinnen im Sulinger Krankenhaus. „Sie bekommen dadurch einen Einblick in die schöne, aber auch schwere Arbeit der Krankenschwestern. Wenn abends ihr Dienst beendet ist, wissen sie durchaus, was sie während des Tages geleistet haben. Sie sind aber trotz der anstrengenden Tätigkeit mit Freude und Eifer bei der Sache.“ (Kommentar der „Sulinger Kreiszeitung“)
Im Juni bestanden alle 20 Abiturienten ihre „Reifeprüfung“. Ihr abendlicher Umzug mit bunt geschmückten Wagen stand unter dem Motto „Wir haben’s geschafft“. Als erstem wurde Schulleiter Lembcke ein Ständchen gebracht.

„Misslungene Talentprobe“
Anfang September knirschte es heftig in der Sulinger Kreiszeitung. „Ehemaliger Sulinger Oberschüler erprobte sein journalistisches Talent“ lautete die Überschrift. Den Lesern der Berliner Tageszeitung „Telegraf“ sei ein „Bär“ aufgebunden worden, schrieb Redakteur Siegbert Lange ohne den Namen seines Kollegen zu nennen. Gemeint war Jörg Mettke aus dem Sulinger Abiturientenjahrgang 1963. Er arbeitete damals in Berlin und war später lange Jahre Korrespondent des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ in Moskau.
Mettke hatte geschrieben, ein Durchreisender bemerke die unscheinbare Kleinstadt Sulingen kaum, es sei denn, er nähme gerade noch rechtzeitig den Fuß vom Gaspedal: „Kein Fremdenverkehr, ein bisschen Industrie, zwei Schützenvereine, Ackerbürgerromantik neben Neubauten – man ist ganz unter sich,“ so Mettke bissig.

„Kleinstädter probten den Aufstand“
Daneben hatte der Ex-Gymnasiast ein Bild der Langen Straße platziert und das Ganze mit der Überschrift versehen „Kleinstädter probten den Aufstand“.
Mettke bezog sich auf zunächst im Sommer geplante, dann aber abgeblasene Proteste von Gymnasiasten aufgrund einer Ordensverleihung an einen umstrittenen Sulinger Bürger. Sie hätten „kalte Füße“ bekommen, meinte die „Sulinger Kreiszeitung“ im nachhinein, die damals von den Vorgängen „hinter den Kulissen“ nichts berichtet hatte, wohl aber von der Ordensverleihung.
Das aber habe Mettke offensichtlich gewurmt, mutmaßte Lokalredakteur Lange. Mettke habe im „Telegraf“ fälschlich behauptet, dass in Sulingen „alles mit dem Mantel dumpfen Schweigens bedeckt wird.“ Lange las Mettke nun die Leviten: Ihm fehle das „Fingerspitzengefühl“ eines guten Journalisten und er halte sich nicht an Tatsachen. Niemals habe die „Kreiszeitung“ die verhinderten gymnasialen Demonstranten als „linke Schülerschaft“ bezeichnet, die ein „roter Rudi“ anführe. Alles Quatsch, was Mettke da schreibe, meinte Lange.

Harald Focke

Blick auf den Schulhof im Hintergrund der neue Klassentrakt Ende der 60er Jahre

Blick auf den Schulhof im Hintergrund der neue Klassentrakt Ende der 60er Jahre

Der erste Abiturjahrgang

Der erste Abiturjahrgang

Fackelumzug der Abiturienten in der Langen Straße

Fackelumzug der Abiturienten in der Langen Straße

Die Abiturfeier '66 fand mit Blasmusik statt.

Die Abiturfeier '66 fand mit Blasmusik statt.