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Suche nach Wehrpflicht-Alternativen - Sulinger Gymnasiasten fordern: „Erst Bundeswehr auf Vordermann bringen“

„Mit Waffen habe ich wenig am Hut und ich will, dass das so bleibt.“ Mit dieser klaren Aussage bringt ein Schüler des Gymnasiums Sulingen auf den Punkt, was viele seiner Mitschüler denken. Die Wehrpflicht, die seit 2011 ausgesetzt ist, wird angesichts geopolitischer Spannungen heiß diskutiert.

Doch unter den spontan befragten Schülern des Politikkurses des 13. Jahrgangs des Sulinger Gymnasiums fand sich niemand, der sich klar für die Einführung aussprach. Stattdessen überwogen Skepsis und Ablehnung, sowohl aus praktischen, finanziellen und persönlichen Gründen.

Ein zentrales Argument der Schüler gegen die Wehrpflicht war die Einschränkung ihrer individuellen Lebensplanung. „Ein Jahr in der Bundeswehr bedeutet ein Jahr weniger Zeit für Ausbildung oder Studium.

Eine Wehrpflicht schränkt zu sehr die persönlichen Lebensentscheidungen ein“, argumentiert eine Schülerin. Sie betont, dass sie selbst entscheiden möchte, welchen Weg sie nach der Schule einschlagen möchte.

Ein anderes Argument: die Finanzierung einer Wehrpflicht. Eine Wiedereinführung würde hohe Kosten für Ausrüstung, Unterkünfte und Waffen verursachen: „Es gibt überhaupt kein Konzept, wie das finanziert werden soll“, kritisiert ein Schüler. Neben den hohen Kosten fehle es außerdem an der nötigen Infrastruktur, um die Wehrpflichtigen unterzubringen. Die Schüler suchten nach alternativen Lösungsvorschlägen für den Personalmangel. Eine Idee ist ein freiwilliges Praktikum bei der Bundeswehr. Dies gebe jungen Menschen die Möglichkeit, sich ohne Zwang mit dem Beruf „Soldat“ auseinanderzusetzen. Zugleich sehen sie auch die dringende Notwendigkeit, die Bundeswehr zu modernisieren, um die Einsatzbereitschaft wiederherzustellen.

Ein Schüler des Politikkurses bemängelt: „Statt einer Reaktivierung der Wehrpflicht würde ich es begrüßen, wenn man die Bundeswehr wieder auf Vordermann bringt und so die Wehrbereitschaft der Armee erhöht. Dazu gehört neben der Beschaffung von neuen Waffensystemen auch die Renovierung von Kasernen“. Trotz aller Kritik sehen die Schüler auch die positiven Seiten der Wehrpflicht: „In der Bundeswehr lernt man bestimmt Disziplin und das in der Grundausbildung vermittelte Wissen ist mit Sicherheit wertvoll.“

Sollte die Wehrpflicht aber, entgegen ihrer Wünsche, wieder eingeführt werden, müssen neben den Männern auch Frauen eingezogen werden. Die Argumentation der Schüler: Da Frauen die gleichen Rechte wie Männer genießen, haben sie auch die gleichen Pflichten. Für die Diskussion um die Wehrpflicht fordert ein Schüler, dass die eigene Betroffenheit bei der Entscheidungsfindung keine Rolle spielen dürfe. Soll heißen: Auch wenn er nicht von der Wehrpflicht betroffen wäre, würde er trotzdem gegen diese argumentieren.

Zum Hintergrund:

Die Wehrpflicht wurde 2011 ausgesetzt. Aktuell gibt es vermehrt Forderungen aus Politik und Bundeswehr, diese wieder einzuführen. Der deutsche Bundeswehrverband weist auf erhebliche Herausforderungen in der Personalgewinnung hin. Und regt an, über die Wiedereinführung nachzudenken. Ein konkreter Vorschlag, wie eine neue Wehrpflicht aussehen könnte, liegt nicht vor.

Aus der Sulinger Kreiszeitung vom 13.03.2025