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Geteilte Freude am kreativen Schaffen - Kunstprojekt führt Gymnasiasten und Klienten der Lebenshilfe zusammen

Die Kunsträume unter dem Dach des Gymnasiums Sulingen bilden ein eigenes kleines Reich, das irgendwie den „profaneren“ Fächern ein Stück weit entrückt zu sein scheint. Und mit angeregtem Stimmengewirr erfüllt ist, als sich die Teilnehmer eines inklusiven Projektes der Schule und der Lebenshilfe Grafschaft Diepholz die Freude am kreativen Schaffen teilen – die Klasse 10b und zehn Klienten aus dem Wohnbereich der Organisation für Menschen mit Behinderung.

Die Sonne leuchtet rot hinter schneebedeckten Gipfeln, ein Fluss schlängelt sich aus den Bergen durch sattes Grün und Bäume auf den Betrachter zu. Das Motiv entstammt der Phantasie von Silvia Schneider. „Mein erstes richtiges eigenes Bild“, sagt sie lächelnd, zurecht mit einer Portion Stolz in der Stimme. „Kannst Du bitte den Titel hinten draufschreiben?“ Na klar kann Amelie Schmidt das. „Wie soll es heißen?“ Schlicht „Landschaftsbild“, hat die Künstlerin beschlossen. „Wir haben gut was geschafft“, stellt Amelie mit Blick auf die an zwei Tagen – teils in Gruppen, teils individuell – geschaffenen Werke fest. Cliquenbildung? Fehlanzeige, die Zehntklässler sind mit den Gästen ins Gespräch gekommen, „sie haben auch viel von sich erzählt“, berichtet die 15-Jährige.

Die Idee zu dem Projekt, das vom Landschaftsverband Weser-Hunte gefördert wird, stammt von Marie Isabell Kahl, die als Fundraiserin bei der Lebenshilfe beschäftigt ist. Sie hat Design studiert, lässt ihre Liebe zur Kunst gerne in ihre Arbeit einfließen. Eine Kunstauktion zu gestalten, das habe sie schon länger im Hinterkopf gehabt und überlegt, damit gleich Begegnung zu schaffen. Die Lebenshilfe als soziale Organisation sei stark auf Nachwuchs angewiesen, „es ist aber manchmal so, dass der Austausch fehlt.“ Also habe sie ihre „alte“ Kunstlehrerin Antje Knispel, Fachobfrau Kunst des Gymnasiums, kontaktiert und mit ihr zusammen das Konzept entwickelt. Der Mensch und Gefühle – das ist der bewusst offen gehaltene, niedrigschwellige thematische Rahmen, „und Menschendarstellung ist Teil des Curriculums in der zehnten Klasse.“

Es begann mit einer Exkursion: „Wir haben in der Bremer Kunsthalle die Ausstellung „Kunst fühlen. Wir. Alle. Zusammen.‘ besucht, die inklusiv aufgebaut ist und im Grunde unsere Zusammenarbeit hier in der Schule perfekt ergänzt hat“, berichtet Antje Knispel. „Für unsere Klienten eine ganz neue Erfahrung“, erklärt Marie Luise Kahl, „der Zugang zu Kultur ist meistens nicht barrierefrei, bei dieser Ausstellung gab es aber unterstützte Kommunikation.“ Es war das erste Zusammentreffen mit den Schülern. Am (vorläufigen) Ende des Projekts stellt sie fest: „Man hat richtig gemerkt, wie Kunst einfach Brücken schafft, wie durch die Arbeit mit Farbe und Pinsel, durch das gemeinsame Entdecken, Erleben und Gestalten die Kommunikation geebnet wird. Die Schüler waren toll, mit viel Humor und Geduld und Verständnis dabei. Es war wirklich ein miteinander Gestalten, und das war ja unser Ziel.“ Knispel: „Wichtig war auch, dass die Schüler mal eine andere Lebenswirklichkeit kennenlernen; sie sind ja auch in einer Blase.“ Die Lebenshilfe will laut Marie Isabell Kahl für einen Job in der Sozialwirtschaft begeistern. „Gerade bezüglich der Arbeit mit Menschen mit Behinderungen gibt es viele Vorurteile. Ein Blick über den Tellerrand hilft da sehr. Unsere Klienten haben auch schon angeboten, die Schüler zu sich ins Wohnheim einzuladen, ihnen zu zeigen, wie sie leben.“

Im weiteren Verlauf würden noch Einladungskarten und Flyer gestaltet – für die Ausstellung und die Versteigerung. Dafür stellt die Kreissparkasse Diepholz ihre Räumlichkeiten in Sulingen zur Verfügung. Die genauen Zeiten stehen noch nicht fest, unter den Hammer sollen die Gemälde aber am 26. Januar kommen. Wer dann als Auktionator dabei ist, verrät Marie Isabell Kahl noch nicht.

Aus der Sulinger Kreiszeitung vom 08.10.2025

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